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Die Wahrnehmung von Risiken in der Corona-Krise

Technische Hochschule Köln

Infizierten-Fallzahlen, Verdopplungszeiten, Beträge staatlicher Rettungspakete: Die Corona-Krise konfrontiert die Bevölkerung mit Wahrscheinlichkeiten, exponentiellem Wachstum und großen Zahlen. Aber sind die Menschen überhaupt in der Lage, in solchen Zusammenhängen zu denken?

  • Disziplin: Sozial, Wirtschaft
  • Forschungsmethode: Quantitativ
  • Forschungsdesign: Primärerhebung, Repräsentativ angelegte Befragung
  • Erhebungsstatus: Erhebung abgeschlossen, Ergebnisse veröffentlicht

Ziel der Studie

Die Risikowahrnehmung von Bürgern und Verbrauchern weicht aufgrund von psychologischen Verzerrungseffekten deutlich von den realen Risiken ab. Zudem fällt es den meisten Menschen schwer, in großen Zahlen sowie Wahrscheinlichkeiten zu denken. In einer vorhergehenden Studie (Müller-Peters, Gatzert 2020*) haben wir die Wahrnehmung und Fehlwahrnehmung von Risiken sowie das Verständnis von Zahlen und Wahrscheinlichkeiten in der deutschen Bevölkerung beschrieben. Angesichts der aktuellen Corona-Pandemie wurde nun eine ergänzende Befragung durchgeführt, um folgende Fragen zu beantworten:

1. Wieweit sind wir überhaupt in der Lage, exponentielle Entwicklungen, wie sie in der aktuellen Pandemie gegeben sind, abzuschätzen? Gleiches gilt für die wirtschaftlichen Folgen und die zu deren Abwendung initiierten Hilfsprogramme: Können wir als Wähler solche Zahlen überhaupt begreifen?

2. Für die meisten Menschen ist die eigentliche Bedrohung noch nicht im unmittelbaren persönlichen Umfeld angekommen. Wie stark machen sich die Bürger Sorgen um Corona (bezüglich Infektion, Sterberisiko, aber auch wirtschaftlicher Not), und wie stark fühlen sie sich bei genauerer Überlegung persönlich von diesen Risiken bedroht?

3. Die Bevölkerung unterliegt massiven Einschränkungen, um die Verbreitung des Virus zu verlangsamen. Vielfach wird in den Medien auf Verstöße gegen diese Auflagen berichtet. Wie regelkonform sehen sich die Bürger, und welche Gruppen zeigen sich als besonders „regel-resistent“?

4. Der Zugang zu Tests ist derzeit durch begrenzte Kapazitäten limitiert und daher formal – zumindest bis zum Untersuchungszeitpunkt – auf Risikogruppen, „systemrelevante“ Gruppen sowie auf Personen mit Symptomen und zugleich Kontakten zu Infizierten oder Aufenthalt in Problemregionen begrenzt (zur genaueren Beschreibung siehe Kassenärztliche Bundesvereinigung 2020, Robert Koch Institut 2020). Eine Ausweitung der Testkapazitäten wird daher von der Politik dringend gefordert. Wie hoch ist der subjektive Bedarf an einer solchen Testung in der Bevölkerung, und bestünde auch Bereitschaft, die Kosten dafür selbst zu tragen?

Damit möchten die Forschenden einen Beitrag zur aktuellen Diskussion um die Krise leisten, und zur Frage, inwieweit die Bevölkerung in der Lage ist, die Ausbreitung der Pandemie und die daraus resultierenden gesundheitlichen und wirtschaftlichen Risiken zu verstehen und die getroffenen Maßnahmen zu bewerten.

Studiendesign/Umsetzung

Für die Studie wurden mit dem Online-Panel von YouGov Deutschland zwischen dem 31. März und dem 2. April 2020 insgesamt 2.028 Menschen über 18 Jahre befragt, die in Deutschland leben. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind annähernd bevölkerungsrepräsentativ.