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29
Mai
2006

Wissenschaftsrat empfiehlt die systematische Planung der Forschungsinfrastruktur erstmals auch für die Geistes-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften

"Mit der Empfehlung künftig nicht mehr von "Großgeräten" der Wissenschaft, sondern von "Forschungsinfrastruktur" zu reden und diese über alle Wissenschaftsdisziplinen hinweg systematisch zu planen, hat der Wissenschaftsrat die Voraussetzungen für eine noch bessere empirische Forschung in den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften geschaffen. Wir werden bessere Daten in den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften bekommen und damit auch die Politikberatung effektiver gestalten können" erklärt Gert G. Wagner, Berlin, als Vorsitzender des "Rates für Sozial- und Wirtschaftsdaten" (RatSWD).

Wagner ist außerdem Mitglied des Wissenschaftsrates. „Mit der Etablierung des Begriffs ‚Forschungsinfrastruktur‘ steht noch nicht mehr Geld zur Verfügung“, stellt Wagner fest, „aber es wurden die Bedingungen für einen zielorientierten Diskussionsprozess innerhalb Deutschlands und mit der Europäischen Kommission geschaffen. Das wird am Ende Geld wert sein.“

Der naturwissenschaftliche Erkenntnisprozess wird seit Jahrzehnten durch die Finanzierung von Großgeräten ( z.B. Teilchenbeschleunigern, Teleskopen oder Wetterstationen) zur Durchführung von Experimenten oder systematischen Beobachtungen vorangetrieben. Diese „Großgeräte“ werden von Bund und Ländern und auch der Europäischen Kommission bzw. von mehreren Staaten gemeinsam mit großen Summen gefördert (so etwa die Kernforschungseinrichtung CERN).
Bund und Länder finanzieren punktuell bereits heute wichtige Forschungsinstrumente der empirischen Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. Dazu gehören derzeit z. B. der ALLBUS; eine zweijährlich durchgeführte Allgemeine Bevölkerungsumfrage. Ebenso fallen die Forschungsdaten- und Datenservicezentren der Statistischen Ämter, der Deutschen Rentenversicherung und der Bundesagentur für Arbeit in diese Kategorie. Zur Zeit werden die Forschungsdaten- und Datenservicezentren vom BMBF finanziert. Allerdings handelt sich um eine Anschubfinanzierung. Wie es künftig weitergeht ist noch unklar.
Denn für die empirischen Sozial- und Wirtschaftswissenschaften gibt es bislang keine systematische Unterstützung in Form eines Großgeräte-Programms, obwohl z.B. sozialwissenschaftliche Langzeitstudien zum Teil ebenso komplex und finanziell aufwändig sind wie naturwissenschaftliche Großgeräte. Diese Situation will der Wissenschaftsrat nun durch das umfassendere Konzept der „Forschungsinfrastruktur“ verbessern, dem auf der europäischen Ebene auch ein Planungsgremium gegenübersteht, das 2002 gegründete ESFRI (European Strategy Forum for Research Infrastructure).