Zur (potentiellen) Bedeutung der Mikrodaten sozial- und wirtschaftswissenschaftlicher Erhebungen und amtlicher Statistiken für die zeitgeschichtliche Forschung
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Zusammenfassung: Die quellenkritische Auswertung bzw. Nutzung der Mikrodaten der amtlichen Statistik und sozialund wirtschaftswissenschaftlicher Erhebungen stellt nach wie vor eine methodische und konzeptionelle Herausforderung für die zeitgeschichtliche Forschung – und die Sozial-, Wirtschaftsund Verhaltenswissenschaften – selbst dar. Bislang werden statistische Befunde in der Zeitgeschichte weitgehend quellenunkritisch als nahezu objektive Tatsachen zitiert. Dies ist erstaunlich, da eine derartige Übernahme höchst zeitgebundener Zahlen für Historiker bezüglich ihrer üblichen Quellen (meist Texten und Dokumenten) ganz und gar nicht in Frage kommt. Angesichts ihres großen Quellenwertes stellt die systematische Aufbereitung und quellenkritische Erschließung der Rohdaten-Bestände der amtlichen Statistik und der wissenschaftsgetragenen Survey- und Panelforschung ein aktuelles Desiderat zeithistorischer Grundlagenforschung dar. Diskutiert werden sollten insbesondere Themenfelder für innovative zeithistorische Forschung, in denen die Erschließung von Mikro-Datenarchiven eine wesentliche Grundlage für erfolgreiche Forschung ist. Damit wird dem Primat der Forschung bei Planung und Aufbau eines möglicherweise sinnvollen zeitgeschichtlichen Mikrodaten -Archivs auch organisatorisch systematisch Rechnung getragen. Zum Gegenstand einer solchen Diskussion gehören auch Fragen der historischen Quellenkritik von Sozialdaten und die methodischen Weiterentwicklung bei der quellenkritischen Dokumentation und der Auswertung dieser Daten.
Keywords: Mikrodaten, Rohdaten, Statistik, Surveys, Zeitgeschichte, Archive