Im Tandem durch die Krise: Arbeit im Jobsharing während der COVID-19-Pandemie
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), Forschungsgruppe Globalisierung, Arbeit und Produktion
Die COVID-19-Krise verändert die Arbeitswelt. Der Lockdown zur Eindämmung der Pandemie ging in den Betrieben mit der weitgehenden Umstellung auf die Arbeit im „Homeoffice“ einher: die Nutzung der betrieblichen Räume wurde stark eingeschränkt, Besprechungen wurden größtenteils auf Onlineformate umgestellt. Mit dieser Studie wurde untersucht, wie sich die COVID-19-Krise auf die Arbeitssituation der Jobsharer*innen in Deutschland ausgewirkt hat.
- Netzwerk: RatSWD
- Disziplin: Sozial, Wirtschaft
- Forschungsmethode: Qualitativ
- Forschungsdesign: Offene Befragung (selbstselektiert), Primärerhebung
- Erhebungsstatus: Ergebnisse veröffentlicht, Erhebung abgeschlossen
Ziele der Studie
Die COVID-19-Krise verändert die Arbeitswelt. Der Lockdown zur Eindämmung der Pandemie ging in den Betrieben mit der weitgehenden Umstellung auf die Arbeit im „Homeoffice“ einher: die Nutzung der betrieblichen Räume wurde stark eingeschränkt, Besprechungen wurden größtenteils auf Onlineformate umgestellt. Es veränderten sich aber auch die Arbeitsbedingungen: Lieferketten und Absatzmärkte brachen zusammen, Unternehmen mussten in kürzester Zeit Notfallpläne entwickeln und umsetzen. Dies veränderte Arbeits- und Abstimmungsprozesse, machte neue Formen der Kommunikation notwendig und schuf für Führungskräfte eine große Unsicher- heit und neue Herausforderungen der bei der Personalführung und der Leitung und Koordination von Prozessen.
Die neuen Herausforderungen stellten sich auch für Jobsharer*innen. Der Begriff Jobsharing bezeichnet Arbeitsmodelle, in denen sich zwei in Teilzeit arbeitende Personen im Tandem einen Arbeitsplatz teilen. Indieser Studie wird er auf Arbeitsmodelle für Positionen mit Führungs- verantwortung bzw. mit anspruchsvollen Expertenaufgaben bezogen. Auf diesen Positionen bedeutet die Teilung der Aufgaben eine besondere Herausforderung aufgrund des Verantwor- tungsumfangs, des Abstimmungsbedarfs oder auch der Akzeptanz bei Mitarbeiter*innen.
Die Studie beleuchtet die Auswirkungen der COVID-19-Krise auf die Arbeitssituation der Job- sharer*innen. Hat sich Jobsharing in der Krise bewährt? Jobsharing ist dabei nicht nur ein Modell der Arbeitszeitgestaltung, sondern verändert auch die Arbeitsprozesse. Es setzt viel Kommunikation, Austausch und Abstimmung im Tandem voraus. Aus diesem Grund sind die Jobsharer*innen gewohnt, digitale Kommunikations- und Kooperationstools zu nutzen. Die Mischung von regulärem Büro und Homeoffice war für sie oftmals eine Realität auch schon vor der COVID-19-Krise. Insofern könnte erwartet werden, dass die Erfahrungen des Jobsharing in der Krise durchaus eine Ressource für die Führungskräfte gewesen ist.
Studiendesign/Umsetzung
Die folgende Analyse beruht auf einer Onlineumfrage, an der 55 Jobsharer*innen teilgenommen haben, die alle während des Lockdown gearbeitet haben (also z.B. zum Zeitpunkt der Teilnahme an der Befragung nicht in Kurzarbeit waren). Die Umfrage wurde vom 25.5.2020 bis 18.7.2020 durchgeführt. Die Information über die Umfrage wurde über die Netzwerke Xing und LinkedIn sowie über den Autor*innen bekannte Multiplikator*innen (z.B. für Jobsharing zuständige Personalmitarbeiter*innen oder Jobsharer*innen) verbreitet. Unter den Befragten sind 48 Frauen (96%) und zwei Männer (4%) – 5 haben ihr Geschlecht nicht angegeben, so dass sich die Angaben auf die restlichen 50 Personen beziehen. 28% arbeiten in einer Fachfunktion (ohne Personalverantwortung), 40% als Teamleiter*innen, 24% als Abteilungsleiter*innen und 8% sind Bereichsleiter*innen. Bei drei Viertel der Befragten handelt es sich um Führungskräfte mit Fachfunktionen, bei einem Viertel um Experten und Fachpositionen. Unter den Führungskräften dominierte das Modell einer starken Überschneidung der Verantwortungsbereiche zwischen den Jobsharer*innen.
Weiterführende Links
Pressemitteilung
https://www.wzb.eu/de/pressemitteilung/im-tandem-durch-die-krise
Veröffentlichung
https://bibliothek.wzb.eu/pdf/2020/iii20-303.pdf